Ich habe schon so vielen Deutschen Englisch-Unterricht gegeben, die wunderbar in ihrer Muttersprache kommunizieren können und auch recht gute Englischkenntnisse haben. Sie beherrschen die Grammatik und haben einen großen Wortschatz. Doch wenn sie dann auf Englisch kommunizieren, läuft immer wieder etwas schief – egal ob im Gespräch mit Muttersprachlern oder Nicht-Muttersprachlern. Es passiert in Meetings mit internationalen Teilnehmern, auf Messen oder bei Präsentationen. Was ist die Ursache dafür?

Grund 1 – Effektive Gesprächsführung

Eine der besonders auffälligen Eigenarten der meisten Deutschen ist ihre absolute Geradlinigkeit und Zielorientierung in der Kommunikation: Es wird nicht lange um den heißen Brei herumgeredet, sondern man kommt schnell und direkt zum Punkt. Probleme werden klar angesprochen und es wird offen kritisiert. Man strebt schnelle Lösungen an und erklärt anderen auch gerne, wie etwas am besten zu regeln ist.

Was die Deutschen als präzisen, professionellen und effizienten Kommunikationsstil schätzen, führt in anderen Kulturen schnell zu Verwunderung und Irritationen. Denn in vielen Kulturen wird indirekter kommuniziert. Sprache wird hier genutzt, um Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Dies zeigt sich im verstärkten Einsatz von Höflichkeitsformen. Man drückt sich diplomatischer aus und formuliert bevorzugt positiv, um sein Gegenüber nicht bloß zu stellen.

Wer international erfolgreich kommunizieren will, muss die Kommunikationsregeln und die Erwartungshaltung des anderen verstehen und sich darauf einstellen.

Grund 2 – Zu wenig Höflichkeitsformen im Sprachgebrauch

Nicht so höflich höflicher
Can you please look at this report? Maybe you could have a look at this report?
Please send me the documents by Monday. I was just wondering if you could send me the documents by Monday?

I would appreciate it if you could send the documents by Monday.

Would it be possible to send the documents by Monday?

Mit dem Wort „please” muss man im Englischen aufpassen, denn wenn es an der falschen Stelle steht, bewirkt es das Gegenteil von dem, was der Sprecher gemeint hat. Der Satz „Can you please look at this report?“ könnte so verstanden werden, dass ihr genervt seid. Empfehlung: Im Zweifelsfall setzt ihr das „please“ ans Satzende oder benutzt ein anderes Wort.

Die Form „I was just wondering” wird von Deutschen nicht so oft benutzt, sie kann aber einen großen Unterschied machen. Übersetzt wäre sie eine höfliche Steigerung von „Wäre es möglich…“ oder „Könnten Sie…“

Im Englischen gibt es verschiedene Level der Höflichkeit. Es kommt immer auf die Situation an und mit wem man spricht: seinem Vorgesetzten, einem wichtigen Kunden oder dem ausländischen Kollegen. Für alle gibt es verschiedene Höflichkeitsstufen.

Höflichkeitsregeln sollte man aber auch nicht übertreiben, denn dann klingt es komisch und unnatürlich. „I was wondering and would really appreciate it if you would maybe like to finish this report until Monday please” wäre beispielsweise ein Satz, der schon jenseits des Guten ist.

Grund 3 – Fehlende Kenntnis „falscher Freunde“

Es gibt Worte, die im Englischen (fast) genauso klingen oder geschrieben werden wie im Deutschen, aber doch eine völlig andere Bedeutung haben. Hier finden sich zahlreiche typische Fehler, die deutsche Geschäftsleute im Ausland machen. Nicht alle sind dabei so offensichtlich falsch wie „My English is not the yellow from the egg.“ Ähnlich peinlich sind sie leider trotzdem.

Im Laufe der Jahre habe ich eine lange Liste mit typischen deutschen Fehlern gesammelt. Hier ist ein Beispiel daraus:

Eine deutsche Geschäftsfrau wunderte sich über eine Terminänderung und schrieb ihrem irischen Geschäftspartner:

“I am irritated; didn’t we agree to have the appointment at 10:00 on Monday?”

Nun war es an dem irischen Geschäftspartner, irritiert zu sein. Er konnte den „scharfen“ Ton der Email nicht verstehen. Warum?

Das Wort irritated wird im Englischen eher mit verärgert übersetzt. Im Deutschen dagegen bedeutet es verunsichert oder verwirrt.

Sie hätte besser schreiben sollen:

“I think there might be some confusion regarding our appointment. I thought we were going to meet on Monday at 10:00.” oder

“I am a bit uncertain about our appointment; didn’t we want to meet on Monday at 10:00 am?”

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